Absicherung politischer Risiken von Projekten in China und Taiwan

Bis vor Kurzem waren für Exporteure bei der Evaluation der Projektrisiken für ein bestimmtes Exportgeschäft im Zusammenhang mit China und/oder Taiwan vor allem kommerzielle Aspekte von Belang, sowie Risiken, die sich daraus ergeben, dass der Käufer möglicherweise nicht in der Lage oder nicht bereit ist, die vertraglich vereinbarten Beträge fristgerecht zu zahlen.

Spannungen zwischen China und seinen westlichen Handelspartnern sind zwar nichts Neues. Allerdings hat sich die Unsicherheit in der Region seit dem Beginn des Handelskriegs zwischen den USA und China im Jahr 2018 mit gegenseitigen Strafzöllen, mit dem militärischen Konflikt zwischen Russland und der Ukraine, aufgrund der sich zunehmend verschlechternden Beziehungen auf politischer Ebene zwischen China und dem Westen sowie den neuerdings verstärkten Bemühungen Chinas, seine Kontrolle über Taiwan zu erlangen, wesentlich erhöht.

Diese geopolitischen Veränderungen haben erhebliche Auswirkungen auf Exporteure und sind zu einem zentralen Aspekt bei der Analyse von Risiken bei Exportgeschäften in dieser Region geworden.

Zunehmende Unsicherheit bei Exporteuren

Infolgedessen sind insbesondere Exporteure mit langen Produktions- und Lieferzeiten mit diesen erhöhten politischen Risiken konfrontiert, wie z. B. potenzielle Handelsmaßnahmen oder aufkommende militärische Konflikte, die zu Lieferproblemen führen könnten (inklusive Einschränkungen der Produktionstätigkeit und Unterbrechungen der Lieferketten). Darüber hinaus können Lieferstopps, Zahlungsverkehrsbeschränkungen aufgrund von Beeinträchtigungen des internationalen Zahlungsverkehrs oder ein Zahlungsmoratorium aufgrund einer behördlichen oder gesetzlichen Massnahme in Betracht kommen.

Die wachsende Besorgnis über politische Risiken zeigt sich auch in der jüngsten Umfrage des Allianz Risk Barometer 2023 von mehr als 2’700 Risikomanagement-Experten. Die Versicherung von politischen Risiken und Gewalt ist neu in den Top 10 der globalen Geschäftsrisiken (wichtigste Geschäftsrisiken: 1. Cyber-Vorfälle, 2. Betriebsunterbrechung, 3. makroökonomische Entwicklungen).

Politische Risiken bei Projekten in Russland und der Ukraine

Wir bei AIL Structured Finance haben bei Projekten in Russland und der Ukraine konkrete Erfahrungen gemacht, wenn politische Risiken eintreten. Mehrere Exporteure, die vor dem Ausbruch des Konflikts in der Ukraine langfristige Lieferverträge abgeschlossen haben, können nun aufgrund der Sanktionen und des bewaffneten Konflikts keine Güter mehr nach Russland oder in die Ukraine liefern und werden dies auch in absehbarer Zukunft nicht tun können. Das bedeutet, dass die Exporteure aus politischen Gründen nicht in der Lage sind, ihre vertraglichen Verpflichtungen in vollem Umfang zu erfüllen. Hinzu kommt, dass aufgrund der verhängten Zahlungsverkehrsbeschränkungen offene Forderungen nicht oder nur mit großem Aufwand und Verzögerung beglichen werden können.

Politische Risiken managen

Angesichts der oben erwähnten geopolitischen Entwicklungen haben wir vermehrt Kundenanfragen von Exporteuren nach Versicherungsdeckungen zur Minimierung der neu entstandenen politischen Risiken erhalten, die sich negativ auf Projekte in dieser Region auswirken können. Mit Unterstützung der Schweizerischen Exportrisikoversicherung (SERV) konnten wir für mehrere Projekte massgeschneiderte Sicherheitskonzepte realisieren, um insbesondere die langfristigen politischen Risiken von Exporten in solche Länder zu managen.

Die Versicherungslösungen decken insbesondere das Risiko ab, dass als unmittelbare Folge politischer Ursachen die weitere Herstellung oder Verschiffung der Waren und Dienstleistungen unmöglich oder unzumutbar wird. Darüber hinaus deckt die Versicherung das Risiko, dass die Erfüllung einer versicherten Forderung bei Fälligkeit als unmittelbare Folge politischer Ursachen unmöglich wird. Weitere versicherbare Risiken sind das Zahlungsverkehrsrisiko (d.h. das Risiko, dass vom Käufer gezahlte Beträge nicht in die vereinbarte Währung konvertiert oder aufgrund von Beschränkungen des internationalen Zahlungsverkehrs nicht überwiesen werden können) oder das Risiko eines Zahlungsmoratoriums (d.h. das Risiko, dass eine Forderung aufgrund einer behördlichen oder gesetzlichen Massnahme vom Käufer nicht bezahlt werden kann).