Verkauf zukünftiger Forderungen als alternative Finanzierungslösung für die Lieferphase

Endfällige Zahlungsbedingungen in Investitionsgüterverträgen mit langen Produktions- und Lieferphasen führen beim Lieferanten zu einem negativen Cashflow. Durch den Verkauf zukünftiger Forderungen an eine Zweckgesellschaft (SPV) lässt sich diese Finanzierungslücke effizient überbrücken – ohne zusätzliche Bankverschuldung. Die Struktur ermöglicht für den Lieferanten eine frühzeitige Liquiditätszufuhr, entlastet die Bilanz und sichert die Vorfinanzierung des Liefervertrages.

Ausgangslage

Langfristige Lieferverträge über Investitionsgüter sehen häufig endfällige Zahlungsbedingungen vor. Der Käufer leistet oftmals – abgesehen von einer Anzahlung – den gesamten Kaufpreis erst nach vollständiger Lieferung, Abnahme oder Inbetriebnahme.

Für den Lieferanten entsteht dadurch ein erhebliches Finanzierungsproblem. Während die Produktions- und Lieferphase oftmals Monate oder sogar Jahre andauert, fallen bereits frühzeitig hohe Aufwendungen für Engineering, Materialbeschaffung und Fertigung an. Über die gesamte Projektlaufzeit hinweg entsteht somit ein negativer Cashflow für den Lieferanten, da Ausgaben periodisch über Produktions- und Lieferzeit anfallen, jedoch oft erst bei formeller Abnahme des Liefergutes Zahlungseingänge erfolgen. Dieses Auseinanderfallen von Mittelabfluss und Mittelzufluss bindet erhebliche Liquiditätsressourcen und erhöht den Bedarf an externer Finanzierung.

Struktur der alternativen Finanzierungslösung

Eine juristisch wie ökonomisch tragfähige Alternative ist der Verkauf zukünftiger Forderungen aus dem Liefervertrag an ein SPV. Über eine antizipierte Forderungsabtretung bzw. -verkauf werden künftige, zum Zeitpunkt der Abtretung noch nicht entstandene, aber eindeutig bestimmbare Forderungen an ein SPV übertragen bzw. verkauft.

Mit dem Kauf der zukünftigen Forderungen erwirbt das SPV unmittelbar die Forderungsrechte gegenüber dem Käufer. Im Gegenzug erhält der Lieferant bereits während der Produktions- und Lieferphase Liquidität. Das SPV wiederum finanziert den Forderungskauf über ein Bankdarlehen, das bei Fälligkeit der Forderungen aus den Zahlungen des Käufers zurückgeführt wird.

Vielfältige Vorteile für den Lieferanten

Aus Sicht des Lieferanten bietet eine solche Finanzierungslösung folgende wesentliche Vorteile:

  • Überbrückung negativer Cash Flow: frühzeitige Liquidität deckt Projektkosten trotz endfälliger Kundenzahlung(en)
  • Bilanz- und Liquiditätsentlastung: Finanzierung ohne zusätzliche Bankverschuldung, Schonung bestehender Kreditlinien, Verbesserung relevanter Bilanzkennzahlen
  • Diversifizierung: Erweiterung des Finanzierungsmix
  • Risikotransfer: Transfer des Ausfallrisikos auf SPV/SPV-Investor(en)
  • Kundenfreundlichkeit: endfällige Zahlungsbedingungen für den Käufer bleiben unverändert bestehen

Grundvoraussetzungen

Die wesentlichen Grundvoraussetzungen für eine solche Finanzierungslösung sind wie folgt:

  1. Vertraglich
    • Rechtswirksame Forderungen: zukünftige Forderungen müssen bestimmbar und eindeutig dem zugrundeliegenden Liefervertrag zugeordnet werden können
    • Keine Abtretungsverbote: Liefervertrag darf keine Klauseln enthalten, die eine Forderungsabtretung ausschließen oder einschränken
    • Klar definierte Zahlungsbedingungen (Betragshöhe, Fälligkeit)
  1. Wirtschaftlich
    • Bonität des Käufers: Zahlungsfähigkeit und Kreditwürdigkeit des Käufers ist entscheidend, da er letztlich die Forderung bedienen muss («erstklassiger Käufer»)
    • Bonität des Lieferanten: auch die finanzielle Stabilität und operative Leistungsfähigkeit des Lieferanten sind relevant, insbesondere für die vertragsgerechte Erfüllung
    • Auftragsvolumen: aufgrund der Strukturkosten eignet sich die Finanzierungslösung eher für grössere Liefervolumina (Skaleneffekte)
  1. Operativ
    • Nachweise zu Fertigstellung/Abnahme als Trigger für Forderungsentstehung
    • Reibungslose Zusammenarbeit zwischen Lieferant, SPV, finanzierende Bank(en) und Käufer

Fazit

Der Verkauf zukünftiger Forderungen bietet eine tragfähige Lösung, um die Finanzierungsproblematik endfälliger Zahlungsbedingungen in langfristigen Lieferverträgen zu überwinden. Der Lieferant kann langfristige Lieferverträge ohne Liquiditätsengpässe realisieren und zugleich die Bilanzstruktur optimieren. AIL verfügt über konkrete Erfahrung in der Strukturierung und Realisierung von solchen Finanzierungslösungen, die in unterschiedlichen Projektkontexten erfolgreich umgesetzt wurden.